Intelligenz im Unternehmen aus systemischer Sicht

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Um ein Coaching auf dem Hintergrund moderner Hochbegabungspsychologie durchzuführen, brauche ich zunächst keinen IQ-Wert. Denn unabhängig davon können alle Schwierigkeiten, die sich ergeben weil eine Person mehr denkt als andere, aus dieser Sichtweise gelöst werden. Zumindest ermöglicht sie neue Blickwinkel und das ist der erste Schritt zu einer Lösung.

Als Gruppenpädagogin sehe ich die Unterschiede zwischen den Mitgliedern als hervorstechende Merkmale, die in der Gruppendynamik eine Rolle spielen. Unterschiede können sich sehr positiv auswirken, aber auch negativ. Sie sollten nicht zu groß sein, aber doch groß genug um sich gegenseitig zu inspirieren und zu produktiveren Problemlösungen anzuregen. An Persönlichkeitsmerkmale geht man aus praktischen Gründen zwangsläufig phänomenologisch heran, also durch reine Beobachtung des Verhaltens. Intelligenz ist eines von vielen Persönlichkeitsmerkmalen.

Also kommt es in der Praxis oftmals weniger auf den genauen objektiven IQ-Wert an, sondern vielmehr darauf, wie die Intelligenz genau beschaffen ist, wie groß der Unterschied zu der Mehrheit der Gruppe ist, in welchen Bereichen die jeweilige Person ihre Begabungen hat. So gibt es Teilhochbegabungen in verschiedenen Bereichen. Je größer der Unterschied, desto weniger Schnittmengen bleiben übrig, in denen man sich mit Leichtigkeit verständigen kann. Ebenso könnte eine zu große Gleichförmigkeit ein Problem sein.

Intelligenz als Persönlichkeitsmerkmal

Es ist selbstverständlich in der Teamentwicklung, über Persönlichkeitsmerkmale zu sprechen. Über das Persönlichkeitsmerkmal Intelligenz sprechen die meisten jedoch eher ungern oder überhaupt nicht. Intelligenz wirkt sich jedoch in vielen Bereichen aus, von der unterschiedlichen Wahrnehmung bis hin zur anderen Herangehensweise an Problemlösungen und in der Art zu kommunizieren. Sie lässt sich daher nur schwer „verstecken“. Menschen die das tun gibt es auch, doch daraus ergeben sich dann wiederum andere Probleme.

Außenseiterrolle wahrscheinlicher als früher

Schon ab einem IQ von 120 kann ein Mensch leicht in eine intelligenzverursachte Außenseiterposition geraten, je nachdem in welchem Umfeld er sich gerade befindet und wie ausschlaggebend Intelligenz beim jeweiligen Thema ist. Zudem kann dieselbe Person in verschiedenen Gruppen eine andere Position haben. Beim Sport mag es eine kleinere Rolle spielen als zum Beispiel in einer Projektentwicklungsgruppe in der IT. Oder wenn Teams sich in der Zusammensetzung ändern. In unserer schnelllebigen Wirtschaftswelt, in der Teams häufig wechselnde Mitglieder haben, kommt das öfter vor als früher.

Teamdynamik nur schwer durchschaubar

Die Außenseiterrolle wird meist unbewusst und unausgesprochen von der Mehrheit der Gruppenmitglieder vergeben. Die solchermaßen erwählte Person merkt das oft erst zuletzt. Die komplexen Probleme, die sich daraus ergeben, sind daher für den/ die AußenseiterIn nur bedingt alleine steuerbar. Da Intelligenz noch ein Tabuthema in der Arbeitswelt ist, kann es meist nicht einfach angesprochen und daher auch nicht gelöst werden.

Vertrauliche, offene Gespräche können zur Lösung führen

Eine Person mit der man vertraulich und offen sprechen kann und die die Situation unter oben genannten Aspekten und natürlich neutral von außen betrachtet, kann eine sehr große Hilfe sein. Eine Analyse der Teamdynamik und deren Kommunikation zeigt Punkte auf, an der eine Lösung angesetzt werden kann.

Je höher der IQ, desto mehr verschärfen sich die genannten Probleme. Schon allein deshalb, weil die Anzahl der Menschen mit dem gleichen Intelligenzniveau drastisch sinkt. Einen IQ von über 130 haben nur noch 2% aller Menschen. Innerhalb dieser Gruppe ergeben sich durch die verschiedenen Schwerpunkte sehr große Differenzen, die sich allein durch immer geringere Schnittmengen immer stärker auf Wahrnehmung und Persönlichkeit auswirken.

Intelligenzdefinitionsdschungel und Begabungsbegriffslandschaft

Intelligenz ist ein theoretisches Konstrukt. Darunter ist zu verstehen, wie effektiv ein Proband die Informationen (neue Aufgaben) in einer bestimmten Zeit wahrnimmt, erkennt, verarbeitet und sinnvoll vernetzt. Somit beinhaltet Intelligenz das Potential zu bestimmten Leistungen, das durch Training und Förderung zu Fertigkeiten und Wissen weiter entwickelt werden kann. Nach der IQ-Wert-Definition liegt  ein überdurchschnittlicher IQ vor im Bereich 110 -119, ein weit überdurchschnittlicher IQ zwischen 120 und 129 und eine intellektuelle Hochbegabung liegt ab einem IQ von 130 vor. Da es verschiedene Messunschärfen gibt und unterschiedliche Tagesform ist es für die berufliche Praxis sinnvoll, die Übergänge als fließend zu betrachten.

Es gibt verschiedene IQ-Tests, üblicherweise werden je der verbale, numerische, und figurale Intelligenzbereich getestet. Dazu Geschwindigkeit und Merkfähigkeit. Es gibt schwer messbare Bereiche wie zum Beispiel Kreativität, die eines der Merkmale von Intelligenz sein soll. Und es gibt weitere Begabungsschwerpunkte, die man nicht messen kann: Soziale, spirituelle, musikalische, künstlerische Begabung, Hochsensibilität, Hochsensitivität.

Die meisten Menschen haben Begabungsschwerpunkte. Das heißt, sie sind in einem oder mehreren  Bereichen besonders gut. Zusätzlich gibt es auch manchmal Bereiche, die nicht so gut ausgeprägt sind. Dann gibt es auch noch die sogenannten Vielbegabten, die gerne in viele Bereiche tief abtauchen, hintereinander oder auch parallel. Sie werden auch Scanner genannt.

Es existieren zahlreiche weitere wichtige Definitionen zum Thema. Einen kleinen Überblick können Sie zum Beispiel hier finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenz.

© Tanja Funk 2019

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